Muffelwidder Hermann endlich gesichert

 

Der Muffelwidder Hermann tauchte zum 1. Mal im Juni 2016 im Garten im Dortmunder Süden auf. Anfänglich war er vorsichtig und fast zurückhaltend, und kam nur frühmorgens oder spätabends in den Garten. Hier knabberte er die Rosentriebe ab oder fraß das Fallobstweg. Später jedoch probierte er sein Geweih an einer Schaukel aus, am Amboss, an einem im Garten stehenden Schuppen…

Als weitere Gefahr kam hinzu, dass Hermann regelmäßig die hinter dem Haus liegende Autobahnzufahrt querte.

Die Familie, denen Hermann „zugelaufen“ war, wendet sich hilfesuchend an die Stadt Dortmund und an die Dortmunder Tierschutzorganisation Arche 90. Die Tierschützer waren bereit zu helfen und besorgten eine Unterkunft für Hermann in einer Muffelwildherde in Schleswig Holstein. Der Plan war, Hermann zu narkotisieren und dort hin zu transportieren.

Nun kam jedoch der Haken an der Sache. In Deutschland wird die Bejagung des Muffelwildes durch das Jagdrecht nach dem Bundesjagdgesetz geregelt. Das Bedeutet, das „Einfangen und Versetzen des Wildes“ verletzt das Jagdrecht und ist nach § 292 StGB eine Straftat.

Nun lag es an der Stadt Dortmund, eine Sondergenehmigung zu erteilen. Die Verwaltung hatte jedoch bedenken, so einen Präzedenzfall zu schaffen. Denn im Gebiet Dortmund gibt es viele Wildtiere, und nicht jedes Tier das stört könne eingefangen und umgesiedelt werden. Die Stadt schlug stattdessen den Bau eines Zaunes vor. Eine Sondergenehmigung wurde jedoch erteilt, und zwar eine Sonderabschussgenehmigung für einen Mitarbeiter der Autobahnmeisterei.

Mittlerweile bestand jedoch auch für Hermanns „Gastfamilie“ Gefahr. Denn der Widder sah den Garten mittlerweile als sein Revier an, und Mufflons sind Herdentiere, die sich untereinander mit einem herzhaften Schädelschlag begrüßen.

Hermann aufzugeben und ihn seinem Schicksal zu überlassen, war jedoch nicht im Sinn der der Familie und der Arche 90. Es wurde eine Online-Petition angestoßen, und die Medien waren mittlerweile ebenfalls auf Hermann aufmerksam geworden. Unter den folgenden Links können die Presseartikel noch einmal nachgelesen werden:

Ruhrnachrichten vom 01.03.2017

Ruhrnachrichten vom 30.03.2017

Auf diesem Video vom 02.03.2017 ist schön zu erkennen, wie Hermann den Autobahnzubringer quert und wie nah er an der Autobahn lebte.

Ende März 2017 kam Hermann mit auf einen Tagesordnungspunkt im Umweltausschuss. Und damit sollte die Wende kommen… Auf einen der vielen Fotos die von Hermann veröffentlicht wurden, war zu erkennen dass der Widder krank ist. Seine Klauen sind zu lang, und er hat in Dortmund keine Möglichkeiten diese Abzureiben, so wie es diese Gattung in ihrer ursprünglichen Heimat Korsika tun würde.

Da die Klauen zu lang sind, müssen sie also behandelt werden, und damit greift nicht mehr das Jagdgesetz, sondern das Tierschutzgesetz. Bevor nun Hermann endlich umgesiedelt werden konnte, mussten noch einige wichtige Punkte geklärt werden. Die ursprünglich geplante Unterkunft in Schleswig Holstein stellte sich als nicht geeignet heraus, da Hermann dort in Einzelhaltung gekommen wäre. Eine neue Unterkunft musste gefunden werden, und wurde auch in der Nähe von Salzwedel. Dazu mussten alle nötigen Papiere besorgt werden, denn mit Hermann als Stammvater soll dort eine Herde Wildschafe aufgebaut werden.

Bevor Hermann heute (21.05.2017) endlich narkotisiert und umgesiedelt werden konnte, mussten jedoch noch viele Absprachen getroffen werden. Das größte Problem war die Autobahn. Sollte Hermann nach dem Narkoseschuss noch ca. 300 m laufen, ist er nicht nur auf dem Autobahnzubringer, sondern auch auf der A 45. Nach der Sicherung musste ein Amtsveterinär vor Ort sein, um Blutproben von Hermann zu nehmen, und auch die Presse wollte sich die Sicherung nicht entgehen lassen. Zudem wurde abgesprochen, dass ich nach der Sicherung gleich die nötige Klauenpflege bei Hermann durchführen werde.

Heute (21.05.2017) ab 6.00 Uhr startet dann die „Sicherung Hermann“. Die Autobahnpolizei stand bereit, um den Verkehr regeln zu können und im Notfall auch Hermann zu erschießen. Die oberste Priorität bestand darin, durch die Sicherung Hermanns keine Menschenleben zu gefährden. Der Amtsveterinär, die Presse und viele Helfer standen im Hintergrund bereit… „Hermann Familie“ unterstützte uns perfekt und fütterte Hermann an den vorab abgesprochenen Platz. Der Pfeil traf und Hermann schaute etwas irritiert zu dem „rose Puschel“. Er ging ein paar Schritte und wunderte sich immer noch, schaute sich, fing an zu torkeln… Alle beteiligten Personen hielten sich an die Absprachen, so dass für Hermann kein Stress aufkam. So schlief er noch auf dem Grundstück ein, ohne auch nur einen Verkehrsteilnehmer gefährdet zu haben. Auf allen Seiten herrschte große Erleichterung! Und die Helfer packten tatkräftig mit an. So war die Klauenpflege, die Blutentnahme… in kurzer Zeit erledigt und Hermann verladen. Um Stress zu vermeiden, sollte er möglichst schnell nach Salzwedel verbracht werden.

Hier sind einige Eindrücke von der Sicherungsaktion:

Der in Dortmund eingefangene Muffelwidder Hermann wurde am 21.05.2017 gleich nach Salzwedel umgesiedelt.

Hier darf er nun der Stammvater einer neuen Herde werden.

Danke an die Arche 90, die nicht locker gelassen hat und so die Sicherung und Umsiedlung von Hermann erst möglich gemacht hat. Danke auch an Hermanns „Gastfamilie“, die sich trotz aller Strapazen für Hermann eingesetzt hat und die Sicherung optimal unterstützt hat.

Hier sind nun die ersten Fotos von Hermann in seiner neuen „Heimat“!

Und wie man ja auf einigen Fotos schon sehen konnte, war Hermann bei der Presse sehr beliebt. Hier kommen nun die Links:

Ruhrnachrichten vom 21.05.2017

Neues vom Mufflon Hermann