Das Verhalten entlaufener Hunde

 

Hund entlaufen – Was nun?

Dass leider täglich immer wieder Meldungen entlaufener Hunde hereinkommen, ist mittlerweile zur traurigen Gewohnheit geworden. Aber als ob das nicht schon schlimm genug wäre, machen die Menschen im Falle des Entlaufens immer wieder die gleichen entscheidenden Fehler. Sie laufen hinter dem Hund her und sie stellen kein Futter an den Ort des Entlaufens.

Ich kann nur an jeden Hundebesitzer appellieren: Auch wenn es noch so schwer fällt, Ruhe bewahren! Auf keinen Fall hinter dem Hund herlaufen, und schon gar nicht Suchtrupps bilden. Futter an den Ort des Entlaufens stellen, denn auch wenn es viele nicht glauben können, häufig kommen die Hunde an diesen Ort zurück. Wer sich unsicher ist, wie man sich korrekt verhält, kann natürlich auch gerne bei mir anrufen.

Um es zu verdeutlichen, nehmen wir doch mal ein typisches Beispiel. Ein Hund, z. B. aus Rumänien ist bei seiner neuen Familie eingetroffen. Bei einer der ersten Runden im Garten erschrickt er sich und zieht sich aus dem Geschirr und flüchtet aus einer Lücke im Gartenzaun. Fast immer wird mir nach so einer Situation geschildert, dass man hinter dem Hund hergelaufen ist. Nun versetzen wir uns doch einmal in den Hund. Er befindet sich in einem für ihn fremden Territorium und in einer fremden Situation. Da dürfte es nun keinen wundern, dass der Hund sich in Gefahr sieht. Das wiederum bedeutet, dass alle seine Sinne in Alarmbereitschaft sind. Nimmt er nun Schritte, Stimmen oder Menschen wahr, die im schlimmsten Fall noch nach ihm greifen, wird er sich zurück ziehen und evtl. das Gebiet verlassen. Um es noch einmal zu verdeutlichen, wie ein solcher Hund sich fühlt, stellen Sie sich doch einmal folgende Situation vor. Sie befinden sich in einem dunklen Parkhaus und hören Stimmen und Schritte auf sich zukommen. Sie sind unsicher und wollen weg, in Ihrer Unsicherheit fällt Ihnen der Schlüssel aus der Hand und Sie können ihn nicht wiederfinden… so ähnlich wird sich der Hund fühlen. Ähnlich verhält es sich mit Suchtrupps, die „nur“ Spazieren gehen und sich dabei umschauen. Bestimmt haben Sie auch schon einmal eine Situation erlebt, wo Sie zwar nicht angesprochen wurden, jedoch genau bemerkt haben das hinter  Ihrem Rücken geredet wurde. Sie kennen das Gefühl, das Blicke den Rücken durchbohren können… Und nun bedenken Sie einmal das Hunde viel feinere Sinne haben!

In den oben genannten Fall wäre die erste wichtige Aktion, Futter in den Garten zu stellen. Sollte er zurück kommen, ist es zunächst wichtig den Hund nicht anzusehen, nicht anzusprechen und nicht auf ihn zuzugehen. Leider passiert es immer wieder, dass jemand aufspringt und ruft „Da ist er“, so dass sich alle Blicke auf den Hund richten. Eventuell hat man mit einer solchen Aktion den Hund von der Futterstelle vertrieben. Natürlich möchte man nicht tatenlos herumsitzen und warten, und oft sind Freunde und Familie da, die gerne unterstützen möchten. Helfer werden auch dringend benötigt, denn es sind viele Dinge kurzfristig zu erledigen.

Benachrichtigen Sie unbedingt die zuständigen Behörden (Polizei und Ordnungsamt) sowie das zuständige Tierheim oder die Tierschutzorganisation, Tasso und gegebenenfalls das Forstamt. Achten Sie darauf, dass Sie immer telefonisch zu erreichen sind, und verteilen Sie weitläufig Suchplakate. Sollten Sie vor kurzem umgezogen sein, verteilen Sie die Plakate unbedingt zwischen Ihrem alten und neuen Wohnort bzw. zur ehemaligen Pflegestelle. Wenn es Sichtmeldungen gibt, zeichnen Sie bitte die Sichtungspunkte und die Sichtungszeiten lückenlos auf. Dies hilft mir später dabei, ein Lauf- und Verhaltensmuster zu erkennen und erleichtert somit das richtige Platzieren der Futter-/Köderstelle.

Jetzt gehen wir doch aber einmal von einem positiven Fall aus. Es wurde sofort Futter rausgestellt und es wurden keine unnötigen Fangversuche unternommen. Da stellt sich ja nun die Frage, wie könnte es weitergehen. Am Besten würden die Hundebesitzer sofort Kontakt zu mir aufnehmen, so dass wir das genaue Platzieren der Futterstelle sowie die Deckung für die Sicherung per Distanznarkose oder einer Lebendfalle durchsprechen können. Denn die Qualität und Plazierung der Futterstelle ist einer der wichtigsten Faktoren zur schnellen Sicherung des Hundes.

Hat ein entlaufener Hund eine Futterstelle sicher angenommen, ist er in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage gesichert. Dies setzt jedoch voraus, dass an der Futterstelle keine unnötigen Fangversuche vorausgegangen sind. Ansonsten besteht die große Gefahr, dass der Hund die Leckereien mit Gefahr verbindet, und sich lieber tote Tiere an Bahngleisen und in Straßengräben sucht. Leider verunfallen so immer noch viele entlaufene Hunde, und meistens geht  es dabei tödlich aus.

Haben Sie Fragen, nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf.

Weitere Informationen finden Sie auch unter: „Warum lässt sich ein entlaufener Hund nicht mehr abrufen“ und „Die Sicherung entlaufener Hunde„.