Der Tiger Jelzin


tiger01[1]Misstrauisch beäugt der 270 Kilo schwere sibirische Tiger „Jelzin“ im Schweizer Zoo sein Gegenüber, den 48jährigen Marxener Heino Krannich, der sein Narkosegewehr hebt, zielt und abdrückt. Das Geschoss trifft den Tiger in die Schulter; kurz danach schläft die Raubkatze ein. Gut 15 Minuten, so lange soll das Medikament wirken, haben acht Männer Zeit, das Tier in eine Transportkiste zu verladen. In einem Spezialfahrzeug transportiert Heino Krannich die ungewöhnliche Fracht nach Braunschweig, wo „Jelzin“künftig in einem privaten Zoo, ein Rudel Tiger anführen und für Nachwuchs sorgen soll.

Für Heino Krannich, der sich auf die Distanznarkosen von scheuen und ausgebrochenen Tieren sowie deren Transport spezialisiert hat, ist diese Aktion eine von vielen und gehört zu seinem ungewöhnlichem Arbeitsalltag. Inzwischen war der Spezialist mehr als 1280mal im Einsatz.

tiger02Das Sedieren eines sechs Tonnen schweren Elefanten, der tierärztlich behandelt werden musste, gehört ebenso zu seinem Aufgabenbereich, wie ausgebrochene Rinder, Kampfhunde oder einen kranken Marder zu betäuben. Für diese ungewöhnliche Tätigkeit, in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt, gibt es keine Berufsbezeichnung. „Ich mag Tiere,“ meint der ehemalige Forstwirt und Wildexperte aus Hameln. Auf diese Weise kann ich vielen von ihnen helfen.“ Die Hilfe von Tierfreunden braucht Heino Kranich jetzt für die eigenen Tiere auf seiner Steinbergfarm und der Idee, ein Art „Arche Noah“ einzurichten.
Vor vier Jahren hat er das gut sechs Hektar ehemalige Damwildgehege abseits der Ortschaft übernommen, wo eine Gruppe Sikahirsche und ein Rudel Damwild zuhause sind. Durch seine Arbeit mit seltenen und exotischen Tierrassen hat der Marxener häufig mit schützenswerten Tierarten, wie auch den Vietnam-Sikas zu tun. Diese seltene Hirschart ist in ihrer Heimat bedroht und in der Wildbahn so gut wie ausgestorben, da ihr Geweih als Potenzmittel sehr gefragt ist. Durch das Engagement europäischer Tiergärten ist es gelungen, eine reinrassige Population dieser Tiere zu erhalten und nachhaltig vor der Ausrottung zu schützen. Auf Wunsch eines Zoos hat Heino Krannich ein Hirschrudel auf seiner Farm übernommen, die sich in der Nordheide inzwischen offensichtlich wohl fühlt. Auf diesem Naturgelände möchte Heino Krannich auch anderen benachteiligten Tiere eine artgerechte Haltung und vor allem Freiheit zu bieten, wie ausgedienten Zirkustiere, alten Ponies und Pferden, Lamas, Ziegen, Schafe, Zebras und sogar Kamele. Auch Stallungen sind ausreichend vorhanden.„So eine Arche Noah für vernachlässigte Tiere ist mein Traum“, sagt Heino Krannich.

Neben seinem ungewöhnlichen Beruf, scheue und wilde Tiere auf Distanz zu narkotisieren, möchte Heino Krannich künftig benachteiligten Tieren auf seiner Farm ein neues Zuhause bieten.