Die Nase des Hundes – Ein Wunderwerk der Natur

 

Die Nase des Hundes, ein Wunderwerk der Natur – Jedoch gibt es auch hier Grenzen, gerade in der Tiersuche.

Dass Hunde über eine gute Nase verfügen, ist hinlänglich bekannt. Der Ordnungshalber möchte ich darauf hinweisen, dass die Riechschleimhaut des Menschen nur eine Größe von 5 Quadratzentimeter besitzt, während die vom Hund 150 Quadratzentimeter groß ist. Auf dieser Riechschleimhaut des Hundes befinden sich rund 200 Millionen Riechzellen, auf der kleineren Fläche des Menschen gerade mal 5 Millionen. Hinzu kommt noch eine weitere ganz hervorragende Fähigkeit, denn der Hund kann optische Verbindungen zu dem herstellen, was er gerade erschnüffelt.

Dass die Nasenarbeit – vernünftig ausgeführt – eine tolle Beschäftigung und Auslastung für unseren Hund sein kann, ist Allgemein bekannt. Und schaut man sich die buntgemischten Trainingsgruppen an, kann man den Spaß für Hund und Halter sehen, und das rassenunabhängig. Ein guter Trainer natürlich vorausgesetzt, um Hund und Halter zu motivieren und auch die Grenzen zu erkennen.

Ich möchte nun einmal probieren, anhand einer Freizeitgruppe mit Suchhunden zu erklären, wie hier gearbeitet wird. Denn hier wird oftmals „ehrlicher“ gearbeitet, als wie es uns die „Profis“ vormachen. Ein ganz wichtiger Faktor ist die Motivation des Hundes (und damit natürlich auch des Halters), d. h. die Suche wird mit Erfolg beendet und es gibt als Belohnung etwas ganz Tolles (Leckerli, ein Spiel…). So lernt der Hund ganz schnell seinen „Job“ zu machen. Und bei den meisten Hunden erkennt man schon nach wenigen Wochen, wie sie ihren Job machen und Umwelteinflüsse ausschalten. So reagieren sie z. B. nicht auf entgegen kommende Artgenossen, nehmen kein Futter auf, gehen sicher durch Menschenmengen…

Ein weiterer wichtiger Lernfaktor ist, den frischesten Geruch herauszufiltern. Hierbei tun sich die Menschen meist viel schwerer als die Hunde. Das an einem Gegenstand nur der Geruch des Gesuchten (egal ob Tier oder Mensch) sein soll, ist sehr theoretisch. Im Training kann man es ja vielleicht noch umsetzen, aber im realen Einsatz wird es sehr schwer. Viel besser ist es, der Hund lernt es und bringt auch oft noch Spaß für Hund und Führer. Ich möchte es einmal an einen kleinen Beispiel verdeutlichen: Person A trägt eine Mütze (schon über mehrere Stunden), Person B nimmt sie ihr ab und legt sie in eine Tüte als Geruchsträger. Wen wird er Hund suchen? Ganz klar Person B, denn die hat den frischesten Geruch hinterlassen. Die Hunde lernen es ganz schnell, die Menschen tun sich damit etwas schwerer. Im Übrigen hätte der Hundeführer (wenn es sein Hund ist) die Mütze anfassen können, denn der eigene Mensch wird als „Neutrum“ betrachtet.

Und mit der „frischesten Spur“ geht es auch bei der Suche weiter. Wird anfänglich noch die gesamte Strecke abgesucht, wird im erweiterten Training eine Hin- und Rückspur einfach überlaufen, genau wir ein Bogen, der auf die eigentliche Fährte wieder zurück kommt. Dem Hund interessiert nur die frischeste Fährte, man könnte es auch in etwa so übersetzen „Den Hund interessiert nur wo der Hase hinläuft, nicht wo er herkommt“.

Die oben beschriebenen Aufgaben erledigen die meisten Hunde relativ schnell völlig problemlos. Und die Hundeführer können berechtigt stolz auf ihre Hunde sein, wenn diese einen Menschen im Parkhaus gefunden haben oder einen Hund mit verhedderter Leine weit ab vom Waldweg. Sie sind mit ihrem Hund ein Team!

Und nun versuchen wir dies einmal auf die „Profisuche“ bei entlaufenen Hunden zu übertragen. Natürlich werde ich auch jetzt nicht anfangen, mit Fachbegriffen um mich zu werfen um Eindruck zu machen. Sondern ich möchte probieren die Hintergründe zu verdeutlichen, so dass verstanden wird, wann es Sinn macht einen Suchhund einzusetzen. Für mich gibt es ganz klar drei wirkliche Gründe, wo es Sinn macht einen Suchhund einzusetzen. Auf jeden Fall, wenn ein Tier verletzt ist (z. B. Autounfall, Bissverletzung…), wenn ein Hund alt und senil ist und evtl. Medikamente braucht und manchmal auch, wenn die Gefahr besteht das der Hund sich mit der Leine verfängt (hier muss man jedoch die Gesamtsituation sehen). Und bei diesen Suchen, kommt ein weiterer wichtiger Punkt dazu. Das ADRENALIN. Tiere die verletzt sind, die Angst haben… stoßen Adrenalin aus. Genau wie der Hund, der einen Narkosepfeil von mir bekommt. Die Ausbildung auf Adrenalin ist nicht so einfach, weil man ja keine „Übungsobjekte“ hat. Mein Suchhund Bruno befindet sich hier gerade noch in der Ausbildung, hat jedoch mittlerweile erfolgreiche Einsätze gelaufen. Für seinen Vorgänger Watson war dies überhaupt kein Problem!

Nun gibt es aber immer mehr Suchhundeeinsätze bei entlaufenen Angsthunden. Nun sollte man sich mal die berechtigte Frage stellen, wann es Sinn macht. Oder ich formuliere es mal noch dramatischer, wann es den entlaufenen Hund gefährdet. Im letzten Jahr gab es zum Beispiel so einen dramatischen Fall, wo es die letzte Sichtung an dem Tag gab, wo ein Suchhund kam. Nun stelle ich mir hier eh die Frage, was ein Suchhund dort macht, wo es Sichtungen gibt. Wenn ich eine Bestätigung möchte, hänge ich Kameras auf. Jedoch viel wichtiger ist, was man unbedingt bedenken sollte: Ein entlaufener Hund kann den Suchhund genauso gut riechen, wie umgekehrt!

Ein weiteres Beispiel ist das Schicksal einer entlaufenen Hündin, die mit Leine entlaufen war. Ein Suchhund wurde eingesetzt, der bestätigte das die Hündin nicht fest hängt und vermutlich das Gebiet verlassen hat, und in Richtung…läuft, wo vermehrt geflyert werden sollte. Nur wenige Tage später wurde sie in einem ganz anderen Gebiet tot aufgefunden. Hier erkennt man nun ganz deutlich die „Grenzen der Hundenase“, und das nicht weil der Hund es nicht kann, sondern die Menschen unmögliches fordern.

Im Fortgeschrittenen Training wird dem Hund ein „Negativ-Anzeigen“ beigebracht. Das bedeutet, er lernt anzuzeigen, dass die Spur nicht weiter geht bzw. der gesuchte Geruch hier nicht vorhanden ist. Natürlich wird im Training hier die richtige Anzeige belohnt und im besten Fall darf der Hund einige Zeit später noch eine Suche laufen, die wieder mit Erfolg gekrönt ist. Schaut man sich nun die „Erfolgsquote“ in der Praxis an, wird man schnell erkennen, dass diese Hunde für sich kaum Erfolge verbuchen können. Nicht etwas weil sie nicht gut arbeiten, sondern weil der Mensch unrealistische Erwartungen hat. Ich möchte es einmal anhand eines Beispieles aus meinem direkten Umfeld erklären. Es wurde ein Suchhund eingesetzt, um einen entlaufenen Angsthund zu bestätigen. Zu dieser Zeit wurde der entlaufene Hund ca. 30 km weiter bereits an einem Futterplatz angefüttert, und irrte dort schon einige Zeit umher. Der Suchhund hat seine Arbeit gut gemacht, kann jedoch weder seinem Hundeführer sagen das die Spur einige Tage alt ist, noch kann er eine Strecke von 30 km nachsuchen.

Ein seriöser Pettrailer wird sich nicht auf die Suche nach einem mobilen Angsthund machen. Er wird weder die Motivation seines Hundes aufs Spiel setzen, noch die Verzweiflung der Hundebesitzer ausnutzen.