Äthiopiens letzten Elefanten – Zwei Deutsche im Einsatz für Afrikas Dickhäuter

 

Nach unserem Einsatz in Äthiopien zur GPS-Kennzeichnung einer Elefantenherde, hat der Kölner Sender „Kamiono TV“ eine 46-minütige Reportage über die Expedition gesendet. Hier der Text zur Sendung als Rückblick auf eine spannende Aktion.

Tierschutz unter Einsatz des eigenen Lebens

In Äthiopien gibt es mittlerweile nur noch auf vier Prozent der Landesfläche Elefanten. Das sind insgesamt geschätzte 500 bis 1500 Elefanten. Im Babille-Elefantenschutzgebiet, 550 km östlich von Addis Abeba, leben davon noch etwa 260 Elefanten. Das 7.000 km² große Schutzgebiet wurde 1971 eingerichtet, um den gefährdeten Elefantenbestand zu sichern.

Äthiopiens letzte ElefantenUm die Elefanten ausreichend schützen zu können, müssen die Wissenschaftler die Wanderrouten der Dickhäuter genau erforschen. Hierzu bedient man sich mittlerweile des modernen satellitengestützten Navigationssystems GPS. Allerdings muss erst einmal der Sender mit einem entsprechend großen Halsband am Elefanten befestigt werden, und das ist eine äußerst gefährliche Angelegenheit. Im Äthiopiens letzte ElefantenSommer 2008 startete eine wissenschaftliche Expedition unter der Führung des äthiopischen Zoologen Yirmed Dimeke im Babille-Schutzgebiet, um insgesamt acht Elefanten mit einem GPS-Sender zu versehen. Mit im Team war auch der Tierarzt Dr. Zahoor Kashmiri. Dr. Kashmiri war verantwortlich für das Setzen der Narkose mit dem Betäubungsgewehr, das so genannte Darting. Am Mittag des 1. Septembers, nachdem Dimeke und Kashmiri einen Elefantenbullen aus der Narkose geweckt hatten, kam das äußerst aggressive Tier sehr schnell wieder auf die Beine. Zu schnell für den Tierarzt. Auf der Flucht wurde Dr. Kashmiri von dem Bullen niedergetrampelt und war auf der Stelle tot.

Februar 2009 – Es muss weiter gehen!

Äthiopiens letzte ElefantenDie Expedition im September ’08 wurde nach dem tragischen Tod von Dr. Kashmiri abgebrochen, obwohl zu diesem Zeitpunkt erst drei der geplanten acht Elefanten ein Halsband mit GPS-Sender trugen. Die Aufgabe, die Dr. Kashmiri begonnen hatte, soll nun im Februar 2009 fortgeführt werden. Die restlichen fünf Elefanten müssen gefunden, narkotisiert und mit dem überlebenswichtigen Halsband versehen werden. Mitglied dieser Expedition wird eine gute Freundin des verstorbenen Dr. Kashmiri, die Biologin Monika Weinmann (57) aus Bad Oeynhausen sein. 30 Jahre waren der Tierarzt aus Afrika und die
Forscherin aus Deutschland befreundet. Sein Tod ist für sie gleichermaßen eine Verpflichtung.

Begleitet wird Monika Weinmann von einem deutschen Kollegen, dem Wildtierexperten Heino Krannich. Er soll die Aufgabe von Dr. Kashmiri übernehmen und die Elefanten narkotisieren. Der drohenden Gefahr ist er sich durchaus bewusst, nimmt das Risiko aber in Kauf. „Nicht umsonst sind die Teams mit Kalaschnikows und anderen großkalibrigen
Waffen ausgestattet. Wenn wir einen Bullen stellen, und er uns entdeckt, bevor der Betäubungspfeil seine Wirkung getan hat, dann kann die gesamte Aktion kippen. Der Angriff eines oder mehrerer ausgewachsener Elefantenbullen ist das Schlimmste, was einem passieren kann!“, weiß der Hamburger zu berichten.

Zwei Wochen hat Heino Krannich für die Expedition in Äthiopien eingeplant. In dieser Zeit ist er dafür verantwortlich, dass beim „Darting“ nichts schief läuft. Das Narkotisieren der Elefanten ist der wichtigste Part, und Fehler bezahlt man im schlimmsten Fall mit dem Leben.

Der Wildtierexperte & die Biologin

Äthiopiens letzte Elefanten Marxen bei Hamburg. Hier lebt Deutschlands Wildtierexperte Nummer 1 Heino Krannich auf seiner gut sechs Hektar großen Farm. Der 45jährige hat sich auf die Distanznarkosen von scheuen und ausgebrochenen Tieren sowie deren Transport spezialisiert. Das Einfangen eines aus dem Zoo ausgebrochenen Wolfes ist eine Aktion von vielen und gehört zu seinem ungewöhnlichen Arbeitsalltag. Inzwischen war der Spezialist weit
über 1000-mal im Einsatz.

Das Sedieren eines sechs Tonnen schweren Elefanten im Zoo, der tierärztlich behandelt werden musste, gehört ebenso zu seinem Aufgabenbereich, wie ausgebrochene Rinder, Kampfhunde oder einen kranken Marder zu betäuben. Für diese ungewöhnliche Tätigkeit, in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt, gibt es keine Berufsbezeichnung. „Ich mag Tiere!“, meint der ehemalige Forstwirt und Wildexperte aus Hameln.

Äthiopiens letzte ElefantenVor über 30 Jahren kam Monika Weinmann als junge Studentin zum ersten Mal nach Afrika. Damals war sie zu Forschungszwecken in Kenia, wo sie ihre Diplomarbeit als Biologin schrieb. Und dort lernte sie auch den südafrikanischen Tierarzt Dr. Zahoor Kashmiri kennen. Die Liebe zu Afrika und den Tieren treibt sie aus dem Vorruhestand wieder auf den schwarzen Kontinent. Die Gefahren der bevorstehenden Expedition schrecken sie nicht ab, denn auch mit ihren 57 Jahren fühlt sie sich den Strapazen und dem großen Druck gewachsen.

© 2008 by Kamiono TV “Äthiopiens letzte Elefanten”